Funktion als WHO/UNEP-Referenzlabor für halogenierte persistente organische Schadstoffe (POP) in Humanmilch
Dr. Rainer Malisch
Dem CVUA Freiburg wurde 1996 erstmals und später dann auch für weitere Studien die Funktion eines Referenzlabors der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Untersuchung auf Dioxine und PCB in Humanmilch übertragen. Im Rahmen der Stockholmer Konvention zur Eliminierung von persistenten halogenierten Kontaminanten aus der Umwelt wurden die Tätigkeiten durch Auswahl auch als Referenzlabor für United Nations Environment Programme (UNEP) erweitert.
Stockholmer Konvention
Die Stockholmer Konvention ist ein internationales Übereinkommen zur Beendigung oder Einschränkung der Produktion, Verwendung und Freisetzung von persistenten organischen Schadstoffen („Persistent Organic Pollutants“, POPs). Dieses Übereinkommen wurde im Mai 2001 abgeschlossen und trat im Mai 2004 in Kraft.
Die Chemikalien der Stockholm Konvention werden in den Anlagen A, B, und C aufgelistet:
Anlage A (listet die zu eliminierenden POPs auf) | ||
Aldrin |
Chlordan | Chlordecone |
Decabromdiphenylether | Dieldrin |
Endrin |
Heptachlor | Hexabrombiphenyl |
Hexa- und Heptabromdiphenylether |
Hexabromcyclododecan (HBCDD) | Hexachlorbenzol (HCB) | Hexachlorbutadien |
Alpha-Hexachlorcyclohexan | Beta-Hexachlorcyclohexan | Lindan |
Mirex | Pentachlorbenzol |
Pentachlorphenol |
polychlorierte Biphenyle (PCB) | polychlorierte Naphtaline | kurzkettige Chlorparaffine |
technisches Endosulfan |
Tetrabromdiphenylether und Pentabromdiphenylether | Toxaphen |
Anlage B (listet die zu beschränkenden POPs auf) | ||
DDT |
Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) sowie deren Salze und Perfluoroctansulfonylfluorid (PFOSF) |
Anlage C (listet die unbeabsichtigt produzierten POPs auf) | ||
Hexachlorbenzol (HCB) | Hexachlorbutadien | Pentachlorbenzol |
polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/PCDF) | polychlorierte Biphenyle (PCB) | polychlorierte Naphtaline |
Weitere Informationen zur Stockholmer Konvention finden sich unter chm.pops.int, mit Auflistung der einbezogenen POPs und weiteren Erläuterungen hierzu unter What are POPs?
Global Monitoring Plan
Der globale Monitoringplan für persistente organische Kontaminanten (POPs) ist ein wichtiger Bestandteil der Überprüfung der Wirksamkeit der Stockholmer Konvention. Er setzt einen harmonisierten Rahmen für die Sammlung vergleichbarer Monitoringdaten zu Gehalten von POPs in allen Regionen und ermöglicht die Verfolgung zeitlicher Trends sowie des regionalen und globalen Transportes. Dazu wurde ein umfangreiches „Guidance Document“ erarbeitet.
Humanmilch-Untersuchungen
Zwei Matrices wurden als Kernelemente zur Verfolgung der Wirksamkeit der Stockholmer Konvention ausgewählt: Luft und Humanmilch bzw -blut. Gehalte in der Luft reflektieren die Emissionen aus verschiedenen Quellen und den globalen Transport. Gehalte in Humanmilch bzw. –blut spiegeln wider, was sich am Ende im menschlichen Körper anreichert.
Für Humanmilchuntersuchungen haben WHO und UNEP ein Konzept entwickelt, wonach beteiligte Länder nach festgelegten Kriterien eine statistisch aussagekräftige Anzahl von Proben erheben und hieraus eine repräsentative Mischprobe erstellen. Diese repräsentative Stichprobe wird dann zum CVUA Freiburg als Referenzlabor geschickt und hier mit validierten Analysenverfahren untersucht. Dieses Vorgehen ist ein sehr kosteneffizientes und wirksames Verfahren, um einen Überblick über die Situation in verschiedenen Ländern zu erhalten und zeitliche Trends feststellen zu können. Für die Untersuchungen von Humanmilch wurde ein „Guidance Document“ erstellt, siehe folgende Links für die derzeit laufende Studie auf das Dokument sowie ein Video, das die einzelnen Schritte veranschaulicht:
Ergebnisse wurden für die Konferenz der Vertragsstaaten 2013 zusammengestellt (Results of the global survey on concentrations in human milk of persistent organic pollutants by the United Nations Environment Programme and the World Health Organization), siehe folgenden Link :
Die Ergebnisse der Untersuchungen auf Dioxine, PCB und DDT wurden in einer wissenschaftlichen Publikation zusammengestellt und bewertet: "WHO/UNEP global surveys of PCDDs, PCDFs, PCBs and DDTs in human milk and benefit–risk evaluation of breastfeeding". Martin van den Berg, Karin Kypke, Alexander Kotz, Angelika Tritscher, Seoung Yong Lee, Katarina Magulova, Heidelore Fiedler and Rainer Malisch, Arch Toxicol, DOI 10.1007/s00204-016-1802-z