Vorgestellt: Das CVUA Stuttgart präsentiert und diskutiert seine neuesten wissenschaftlichen Arbeiten auf nationalen und internationalen Tagungen

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Carmen Breitling-Utzmann, Eric Eichhorn, Ekkehard Hiller, Jörg Rau

 

Eine Kernaufgabe der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter ist die Untersuchung der vielfältigen Proben aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung bis hin zu deren sachverständigen Beurteilung. Neben bekannten Untersuchungszielen werden immer wieder auch neue analytische Themen des Verbraucherschutzes bearbeitet.

 

Foto: vor Ort aufgehängtes Banner zur Tagung des Deutschen Lebensmittelchemikertags 2018.

 

Gerade bei der Aufdeckung bisher weniger beachteter Zusammenhänge und Befunde oder beim Einsatz neuer Methoden stellen sich die Laborleiter regelmäßig der wissenschaftlichen Diskussion. Fachtagungen haben hierbei einen festen Platz, um Expertenwissen zu erhalten, aufzubauen und eigene Erkenntnisse einzubringen. Hierbei gehören u. a. der European Pesticide Residue Workshop (EPRW), der Deutsche Lebensmittelchemikertag, sowie die Arbeitstagung des Arbeitsgebietes Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) zu den für uns wichtigen Foren der Weiterbildung und des wissenschaftlichen Austausches.

 

European Pesticide Residue Workshop (EPRW)

Foto: Herr Eric Eichhorm vom CVUA Stuttgart bei seinem Vortrag auf dem EPRW 2018.Der „European Pesticide Residue Workshop“ (EPRW) wird seit 1996 jedes zweite Jahr in einem anderen europäischem Mitgliedsland veranstaltet. Dieser ist DIE europäische Konferenz auf dem Fachgebiet und mit regelmäßig mehr als 400 internationalen Teilnehmenden für Pestizidanalytiker ein Muss. Das Hauptaugenmerk dieser international bekannten Tagung ist der interdisziplinäre Informations- und Erfahrungsaustausch über Vorträge, Poster und Diskussionen.

Der diesjährige EPRW fand vom 22. bis zum 25.Mai 2018 in München statt. Das CVUA Stuttgart hat zwei Vorträge seiner vielfältigen Forschungsfelder, im Rahmen seiner Tätigkeit als EU Referenzlabor für Pestizide, vorgestellt. Dr. Michelangelo Anastassiades gab einen Überblick über pestizid-relevante Verbindungen, welche aus anderen Quellen als dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stammen. Dabei wurde unter anderem aufgezeigt, dass schon bei der Verarbeitung von Lebensmitteln (z. B. Schneiden), eine Kontamination mit Nikotin über die Hände eines Rauchers in rechtlich relevanten Mengen erfolgen kann. Herr Eric Eichhorn stellte eine neue, automatisierte Aufreinigung für die Bestimmung von Glyphosat und strukturähnlichen Verbindungen vor, mit der eine verbesserte analytische Bestimmung auch im Ultra-Spurenbereich möglich wird. Diese Arbeit entstand im Rahmen seiner Doktorarbeit im EU Referenzlabor für Pestizide (EURL-SRM) am CVUA Stuttgart.

 

Deutscher Lebensmittelchemikertag 2018

Vom 17. bis 19. September 2018 kamen über 550 Lebensmittelchemiker aus ganz Deutschland an die Technische Universität Berlin, um sich auf dem 47. Deutschen Lebensmittelchemikertag über aktuelle Entwicklungen auszutauschen. Auf der Jahrestagung der Lebensmittelchemischen Gesellschaft (LChG) ist der Verbraucherschutz Dreh- und Angelpunkt der Beiträge aus der Forschung, sowie der privatwirtschaftlichen und amtlichen Lebensmitteluntersuchung.

 

Zwei nebeneinandergestellte Fotos zeigen Frau Dr. Carmen Breitling-Utzmann während ihrer Präsentation.

 

In diesem Jahr beteiligte sich das CVUA Stuttgart u.a. mit einem Vortrag aus dem Labor für Prozesskontaminanten, sowie mit einem Poster zur Tierartbestimmung in proteinhaltigen Lebensmitteln aus dem Bereich Identifizierende Spektroskopie. Frau Dr. Carmen Breitling-Utzmann stellte neben aktuellen Untersuchungsergebnissen zu Acrylamid-Gehalten in verschiedenen Proben aus der Lebensmittelüberwachung auch Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zum Thema „Acrylamid-Bildung bei der Herstellung von Gemüsechips“ vor. Die praxisnahen Backversuche zeigen u. a., dass bei einer unkritischen Verwendung von Rezepten und Zubereitungstipps „aus dem Internet“ leicht unerwünschte Nebenprodukte wie z. B. Acrylamid in Lebensmitteln entstehen können [1, 2]

Herr Dr. Jörg Rau präsentierte auf einem Poster, wie mit Hilfe der MALDI-TOF-Massenspektroskopie schnell und einfach festgestellt werden kann, ob z. B. im Hirschgulasch auch Känguru verwendet wurde, oder ob statt Feta ein günstigeres pflanzliches Imitat in den Salat kam.

 

59. Arbeitstagung des Arbeitsgebietes Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz der DVG

Foto eines wissenschaftlichen Posters.Die 59. „Arbeitstagung des Arbeitsgebietes Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz der DVG“ fand zusammen mit der Sektion Lebensmittel tierischer Herkunft in der Österreichischen Gesellschaft für Tierärzte und der Schweizerischen Tierärztlichen Vereinigung für Lebensmittelsicherheit vom 25. bis 28.09.2018 in Garmisch-Partenkirchen statt. Die Themen der mit ca. 500 Teilnehmern sehr gut besuchten Tagung kreisen dabei hauptsächlich um die Lebensmittel-, Fleisch- und Milchhygiene bzw. das Lebensmittelrecht, wobei viel Wert auf den interdisziplinären Informations- und Erfahrungsaustausch gelegt wird.

Das CVUA Stuttgart war in diesem Jahr mit drei Postern vertreten. Anhand der „Massenspektrometrie zur Tierartendifferenzierung“ wurden von Herrn Dr. Ekkehard Hiller MALDI bzw. LC-MS/MS basierte Verfahren vorgestellt, die zur Tierartunterscheidung bei Fleisch, Milchprodukten und hochprozessierten Lebensmittelzubereitungen genutzt werden können. Die „Histologische Untersuchung von Hamburgern“ von Frau Dr. Otto-Kuhn und Herrn Dr. Arnulf Stürmer zeigte die Untersuchungsergebnisse von Proben aus der Gastronomie und dem Handel mittels quantitativer Histologie, die zum Teil erhebliche Unterschiede in der geweblichen Zusammensetzung aufweisen [3]. Anhand der „Untersuchung von Vorzugsmilch im CVUA Stuttgart in den Jahren 2015–2017“ [4] wurden von Frau Dr. Catharina Pölzelbauer Ergebnisse der monatlichen Vorzugsmilchuntersuchungen präsentiert, die zeigen, dass trotz strenger Anforderungen und regelmäßiger Kontrollen das Vorkommen pathogener Keime nicht völlig ausgeschlossen werden kann.

 

Fazit

Fachvorträge verbreiten unsere Ergebnisse sehr gezielt an interessierte Kolleginnen und Kollegen, die unmittelbar Nachfragen an die Vortragenden stellen können. Der persönliche Kontakt erleichtert die Weitergabe des Fachwissens über die verwendeten Methoden, wie auch die erhaltenen Untersuchungsergebnisse und die Konsequenzen daraus. Durch die kritische Fachdiskussion und die Anmerkungen ergeben sich neue Ideen für weitergehende Untersuchungen im Sinne des Verbraucherschutzes.

 

Bildernachweis

E. Eichhorn, S. Hankele, E. Hiller, J. Rau (privat)

 

Quellen

[1] Gemüsechips aus dem Backofen – Wie lässt sich ein hoher Acrylamid-Gehalt vermeiden? Internetbeitrag des CVUA Stuttgart vom 04.04.2018

[2] Acrylamid in Lebensmitteln – Belastete Gemüsechips in Lebensmitteln; Interview mit Frau Dr. Carmen Breitling-Utzmann, aufgenommen am 18.09.2018 im Rahmen des 47. Deutschen Lebensmittelchemikertages

[3] Histologische Untersuchung zur Quantitativen Bestimmung der Gewebskomponenten von Hamburgern; Internetbeitrag des CVUA Stuttgart vom 09.10.2018

[4] Untersuchungen von Vorzugsmilch im CVUA Stuttgart in den Jahren 2015–2017; Internetbeitrag des CVUA Stuttgart vom 29.11.2018

 

Artikel erstmals erschienen am 10.12.2018